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Antibiotikaresistenzen

Wie bekämpfen wir resistente Keime?


Warum sind Antibiotika wichtig?



Antibiotika sind unverzichtbar für die Therapie bakterieller Infektionskrankheiten – nicht nur für Menschen, sondern auch für Heim- und Nutztiere.

Antibiotikaresistente Bakterien stellen deshalb eine Bedrohung für die Gesundheit von Mensch und Tier dar, da sie die therapeutischen Möglichkeiten bei der Behandlung von Infektionskrankheiten einschränken können.


Wie entstehen Antibiotikaresistenzen?



Ziel einer Antibiotikatherapie ist es, eine bakterielle Infektion möglichst schnell und nebenwirkungsarm zu bekämpfen, indem die verursachenden Bakterien in ihrem Wachstum gehemmt oder abgetötet werden.

Eine Antibiotikaresistenz zeichnet sich dadurch aus, dass ein Bakterium unempfindlich gegenüber der Wirkung eines Antibiotikums ist. Die Mechanismen hinter einer Antibiotikaresistenz sind sehr vielfältig: Das Antibiotikum kann beispielweise durch bakterielle Enzyme unschädlich gemacht werden, oder die Zellwand wird so verändert, dass das Antibiotikum nicht mehr in die Zelle eindringen kann.

Einige Bakterien sind von Natur aus bereits resistent gegen bestimmte Antibiotika. Andere Bakterien können durch Evolution oder Aufnahme von Resistenzgenen neue Resistenzen entwickeln.

In der folgenden Slideshow wird erklärt, wie es zur Vermehrung von antibiotikaresistenten Bakterien kommt.


Wie verbreiten sich Antibiotikaresistenzen?



Eine nicht korrekte Verschreibung oder Einnahme eines Antibiotikums spielen bei der Resistenzentwicklung eine wichtige Rolle. Selbst zuvor nicht-resistente Bakterien können neue Resistenzen entwickeln, wenn der Wirkstoff eine nicht ausreichend hohe Konzentration im Körper über einen bestimmten Zeitraum aufweist. Daher ist für eine erfolgreiche Antibiotikatherapie das Wissen um die Bakterienart, den Infektionsherd (beispielsweise Blut, Muskel, Darm) und eine vollständige und pünktliche Einnahme notwendig.

Auch erkrankte Tiere werden bei entsprechender Indikation aus Gründen des Tierschutzes mit Antibiotika behandelt. Beim direkten Kontakt mit Tieren oder über den Verzehr tierischer Produkte können antibiotikaresistente Bakterien auch auf den Menschen übertragen werden.

Nachfolgende Infografik gibt einen Überblick darüber, wie sich Antibiotikaresistenzen verbreiten können.

Das Bild zeigt eine Infografik zur Entstehung von Antibiotikaresistenzen. Antibiotikaresistenz Verbreitungswege für Antibiotikaresistenzen Quelle: BVL


Welche Rolle spielt das BVL bei der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen?



Es ist eine wichtige Aufgabe des BVL, die Resistenzentwicklung bei Bakterien von Nutz- und Haustieren zu beobachten und deren Verbreitung durch wirksame Managementmaßnahmen entgegen zu wirken.

Das BVL untersucht kontinuierlich Bakterien auf ihre Empfindlichkeit gegenüber verschiedenen Antibiotika.

Im nachfolgenden virtuellen Rundgang durch die Labore des BVL wird erklärt, wie das BVL Bakterien konkret auf ihre Resistenz gegenüber verschiedenen Antibiotika untersucht.

Virtueller Rundgang durch die BVL-Labore Klick auf das Bild startet den virtuellen Rundgang in einem neuen Fenster


Wie helfen die Ergebnisse des BVL ?



Praktizierende Tierärzte können auf Grundlage der Ergebnisse des BVL eine sinnvolle Vorauswahl der zur Behandlung geeigneten Antibiotika treffen.

Die Ergebnisse werden bei der Zulassung von Antibiotika für Tiere berücksichtigt, indem – sofern notwendig – die Anwendung des Wirkstoffs eingeschränkt wird.


Häufig gestellte Fragen zu Antibiotikaresistenzen



Was sind Antibiotika?

Antibiotika sind Arzneimittel, die das Wachstum von Bakterien behindern oder diese sogar abtöten.

Sie werden daher zur Bekämpfung von bakteriellen Infektionskrankheiten eingesetzt. Gegenüber anderen Krankheitserregern, wie zum Beispiel Viren oder den meisten Parasiten, sind Antibiotika unwirksam.

Wie wirken Antibiotika?

Ziel einer Antibiotikatherapie ist es, eine bakterielle Infektion möglichst schnell und nebenwirkungsarm zu bekämpfen, indem die verursachenden Bakterien in ihrem Wachstum gehemmt oder abgetötet werden.

Die Wirkung von Antibiotika ist zum Teil sehr unterschiedlich. Es gibt Antibiotika, die das Wachstum der Bakterien hemmen (bakteriostatisch) und solche, die Bakterien zerstören (bakteriolytisch). Der Wirkort eines Antibiotikums kann zum Beispiel die Bakterienzellwand sein und diese zerstören. Andere Antibiotika greifen in den Eiweißstoffwechsel des Bakteriums ein und verhindern den Aufbau von Zellbestandteilen. Wieder andere können die Vermehrung der DNS oder die Produktion von deren grundlegenden Bausteinen stoppen.

Die richtige Auswahl bei der Wirkungsweise ist dabei von sehr großer Bedeutung, da bestimmte Bakterienarten Toxine tragen, die bei der Zerstörung austreten und dadurch die Erkrankung verschlimmern können. Ein weiterer Aspekt bei der Auswahl des korrekten Antibiotikums ist die Wasserlöslichkeit. Wasserlösliche (hydrophile) Antibiotika wirken besser im Blut oder stark durchblutetem Gewebe, während wasserunlösliche (lipophile) Antibiotika besser in tiefere Körpergewebe eindringen.

Was ist eine Antibiotikaresistenz und wie entsteht sie?

Eine Antibiotikaresistenz zeichnet sich dadurch aus, dass ein Bakterium unempfindlich gegenüber der Wirkung eines Antibiotikums ist. Die Mechanismen hinter einer Antibiotikaresistenz sind sehr vielfältig: Das Antibiotikum kann beispielweise durch bakterielle Enzyme unschädlich gemacht werden, oder die Zellwand wird so verändert, dass das Antibiotikum nicht mehr in die Zelle eindringen kann.

Einige Bakterien sind von Natur aus bereits resistent gegen bestimmte Antibiotika. Andere Bakterien können durch Evolution oder Aufnahme von Resistenzgenen neue Resistenzen entwickeln. Selbst bei fachgerechter Behandlung können sich Resistenzen entwickeln.

Antibiotika sind unverzichtbar für die Therapie bakterieller Infektionskrankheiten – nicht nur für Menschen, sondern auch für Haus- und Nutztiere. Antibiotikaresistente Bakterien stellen deshalb eine Bedrohung für die Gesundheit von Mensch und Tier dar, da sie die therapeutischen Möglichkeiten bei der Behandlung von Infektionskrankheiten einschränken können oder auf Antibiotika mit stärkeren Nebenwirkungen zurückgegriffen werden muss.

Wie verbreiten sich Antibiotikaresistenzen?

Werden Antibiotika bei der Behandlung von Krankheiten eingesetzt, sterben die nicht-resistenten Bakterien ab. Die resistenten Bakterien überleben jedoch und können sich vermehren. Resistente Bakterien können dann wiederum ihre Resistenzeigenschaften auf andere Bakterien übertragen. Dieser Effekt kann sich bei weiteren Behandlungen mit Antibiotika noch verstärken. Die Entwicklung neuer Antibiotika löst dieses Problem nur bedingt, da Resistenzen meist sehr schnell auftreten und sich rasch verbreiten können.

Eine nicht korrekte Verschreibung oder Einnahme eines Antibiotikums spielen bei der Resistenzentwicklung ebenfalls eine wichtige Rolle. Selbst zuvor nicht-resistente Bakterien können neue Resistenzen entwickeln, wenn der Wirkstoff eine nicht ausreichend hohe Konzentration im Körper über einen bestimmten Zeitraum aufweist. Daher ist für eine erfolgreiche Antibiotikatherapie das Wissen um die Bakterienart, den Infektionsherd (beispielsweise Blut, Muskel, Darm) und eine vollständige und pünktliche Einnahme notwendig.  

Auch erkrankte Tiere werden bei entsprechender Indikation aus Gründen des Tierschutzes mit Antibiotika behandelt. Beim direkten Kontakt mit Tieren oder über den Verzehr tierischer Produkte können antibiotikaresistente Bakterien auch auf den Menschen übertragen werden.

Kann man die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen eindämmen?

Antibiotikaresistenzen lassen sich nicht vermeiden, denn Menschen und Tiere werden krank und müssen behandelt werden. Allerdings lässt sich deren Verbreitung eindämmen, wenn Antibiotika angemessen, sparsam und verantwortungsbewusst verabreicht und eingenommen werden.

Ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen ist, nur so viel mit Antibiotika zu behandeln, wie es auch therapeutisch notwendig ist.

Der präventive Einsatz von Antibiotika in der Nutzierhaltung - ebenso wie der Einsatz zur Wachstumsförderung - sind in Deutschland bereits seit 2006 verboten. Die jährliche Erfassung der Antibiotika-Abgabemengen durch das BVL zeigt , dass in Deutschland der Verkauf von Antibiotika in der Tiermedizin von 2011 bis 2022 um 68 Prozent gesunken ist.

Welche Rolle spielt das BVL bei der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen?

Ausgehend vom Bereich der Tiergesundheit unterstützt das BVL auf vielen Ebenen die Maßnahmen und Strategien zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen und arbeitet intensiv national und international mit verschiedenen Akteuren zusammen.

Eine wichtige Aufgabe des BVL ist es, die Resistenzentwicklung bei Bakterien von Nutz- und Haustieren zu beobachten und deren Verbreitung durch wirksame Managementmaßnahmen entgegen zu wirken. Deshalb untersucht das BVL kontinuierlich Bakterien auf ihre Empfindlichkeit gegenüber verschiedenen Antibiotika. Praktizierende Tierärzte können mit diesen Ergebnissen eine sinnvolle Vorauswahl der zur Behandlung geeigneten Antibiotika treffen, um zügig mit der Behandlung beginnen zu können.

Seit dem Jahr 2011 werden jährlich die Abgabemengen von Antibiotika an in Deutschland ansässige Tierärztinnen und Tierärzte vom BVL erfasst und für das europäische Projekt ESVAC (European Surveillance of Veterinary Antimicrobial Consumption - Europäische Überwachung des Verbrauchs antimikrobieller Arzneimittel in der Tiermedizin) aufbereitet. Außerdem errechnet und veröffentlicht das BVL bundesweit die Kennzahlen zu den Therapiehäufigkeiten.

Was ist der One-Health-Ansatz?

Unter One Health versteht man die enge Verflechtung der Gesundheit von Mensch und Tier miteinander und mit der Umwelt. Deshalb setzt sich das BVL dafür ein, dass alle Akteure im Bereich der Human- und Veterinärmedizin sowie der Umwelt, der Landwirtschaft und der Lebensmittelsicherheit eng und abgestimmt miteinander kooperieren und Erfahrungen und Ergebnisse austauschen, um sektorenübergreifend Probleme wie die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen zu bewältigen.

Was kann man selbst gegen Antibiotikaresistenzen tun?

Antibiotika sind verschreibungspflichtig. Antibiotikatherapien dürfen daher immer nur in Absprache mit einer Ärztin oder einem Arzt erfolgen. Gleiches gilt für Ihr Haustier: Vor der Gabe von Antibiotika ist eine Tierärztin beziehungsweise ein Tierarzt zu konsultieren.

  • Beachten Sie die korrekte Dosierung, die Behandlungsdauer, den Zeitpunkt und die Aufbewahrung bei der Einnahme von Antibiotika. Setzen Sie das Medikament nicht frühzeitig ohne Rücksprache mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt (beziehungsweise Tierärztin oder Tierarzt) ab.
  • Heben Sie übrig gebliebene Antibiotika nicht für eine spätere Einnahme auf, sondern entsorgen Sie diese gemäß den gültigen Vorschriften.
  • Resistente Bakterien können von Tieren auf den Menschen – und umgekehrt – übertragen werden. Beim Umgang mit Tieren und tierischen Lebensmitteln ist deshalb auf besondere Hygiene zu achten:

    • Waschen Sie sich regelmäßig die Hände
    • Erhitzen Sie Fleisch und rohe Eier vollständig, um Keime abzutöten. Waschen Sie frisches Gemüse sorgfältig, denn auch bei der landwirtschaftlichen Produktion können sich Krankheitserreger übertragen.
    • Haustiere sollten an ihren eigenen Schlafplätzen schlafen und nicht im Bett. Besonders bei einer Infektion der Tiere ist Vorsicht geboten und Abstand zu wahren.